Weichlöten einfach erklärt: Von den Grundlagen bis zur perfekten Lötstelle
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Weichlöten findet immer unter 450 °C statt. Das schont empfindliche Materialien und Bauteile.
- Das Verfahren schafft eine feste, elektrisch leitfähige Verbindung durch ein geschmolzenes Zusatzmetall, das Lot.
- Die Bauteile selbst werden nicht geschmolzen. Ihre ursprüngliche Struktur bleibt vollständig erhalten.
- Die geringe Hitzeentwicklung ermöglicht sehr feine und gut steuerbare Lötarbeiten.
Was ist Weichlöten?
Der wesentliche Unterschied zwischen Hartlöten und Weichlöten liegt in der Temperatur.
- Weichlöten erfolgt bei Temperaturen unter 450 °C.
- Hartlöten arbeitet mit Temperaturen über 450 °C.
Dadurch entstehen beim Hartlöten mechanisch festere Verbindungen. Die höheren Arbeitstemperaturen belasten das Material aber auch deutlich stärker und können es verformen oder zerstören.
Anwendungsbereiche: Wann Weichlöten die richtige Technik ist
Elektronik
Sanitär- und Heizungsinstallation
Modellbau und Kunsthandwerk
So funktioniert Weichlöten in der Praxis
Das richtige Lot wählen: Bleifrei oder bleihaltig?
- Bleihaltiges Lot (z. B. Sn63Pb37) schmilzt bei niedrigeren Temperaturen (ca. 183 °C) und fließt hervorragend. Es bildet glänzende, glatte Lötstellen und ist daher bei Reparaturen oder im Hobbybereich beliebt.
- Bleifreies Lot (z. B. Sn96.5Ag3Cu0.5) ist seit der RoHS-Richtlinie in der kommerziellen Fertigung Industriestandard. Lot ohne Blei schmilzt bei höheren Temperaturen (ca. 217 °C) und erfordert eine präzisere Prozesskontrolle. Die Lötstellen erscheinen oft matter, sind aber umweltfreundlicher und bei korrekter Verarbeitung genauso zuverlässig.
Typische Temperaturbereiche beim Weichlöten
- Bleihaltiges Lot: ca. 300–330 °C
- Bleifreies Lot: ca. 340–380 °C
Die exakte Temperatur hängt immer von der Größe und Wärmekapazität des Bauteils ab. Große Masseflächen benötigen grundsätzlich mehr Energie.
Das passende Flussmittel verwenden
Essenzielle Werkzeuge und Schutzmaßnahmen
- Regelbarer Lötkolben: Eine stabile Temperaturkontrolle ist die Basis für wiederholbare Ergebnisse.
- Passende Lötspitzen: Die Spitze sollte zur Größe der Lötstelle passen (z. B. Bleistiftspitz für feine Drähte, meißelförmig für größere Flächen).
- Lötzinn: Die passende Legierung für Ihre Anwendung
- Flussmittel: Oft bereits im Lötdraht enthalten (Röhrenlot), für anspruchsvolle Arbeiten aber auch als Stift oder Gel verfügbar.
- Entlötlitze / Entlötpumpe: Zur Korrektur von Fehlern
- Sicherheit: Eine Lötrauchabsaugung ist unerlässlich, um gesundheitsschädliche Dämpfe zu entfernen. Eine Schutzbrille schützt vor heißen Spritzern.
Automatisierung für professionelle Anwendungen
Häufige Fehler beim Weichlöten vermeiden
- Kalte Lötstelle: Entsteht durch zu wenig Hitze oder Bewegung während des Abkühlens. Die Oberfläche ist matt, rissig und uneben. In diesem Fall sollten Sie die Lötstelle erneut sauber erhitzen, bis das Lot vollständig fließt.
- Zu viel Lot: Überschüssige Lote bilden große Kugeln, die Kurzschlüsse verursachen können. Falls das passiert, sollten Sie es gründlich mit Entlötlitze entfernen.
- Verbranntes Flussmittel: Hinterlässt schwarze, isolierende Rückstände. Um das zu vermeiden, sollten Sie die Temperatur reduzieren und die Lötstelle reinigen.
Praktische Anleitung fürs Weichlöten: Eine perfekte Lötstelle in 5 Schritten
- Vorbereitung ist alles: Reinigen Sie die Lötspitze mit einem feuchten Schwamm oder mit Messingwolle. Sie muss sauber und glänzend sein. Reinigen Sie auch die zu lötenden Bauteile mechanisch oder mit Isopropanol von Fett und Schmutz.
- Verzinnen der Lötspitze: Geben Sie einen winzigen Tropfen frisches Lot auf die heiße Lötspitze. Diese „Wärmebrücke“ sorgt für eine optimale Wärmeübertragung zum Bauteil.
- Gleichzeitiges Erhitzen: Führen Sie die Lötspitze so an die Lötstelle, dass sie beide Teile gleichzeitig berührt – also z. B. das Bauteilbein und das Kupferpad auf der Platine. Erhitzen Sie die Stelle für 1 bis 2 Sekunden.
- Lot zuführen: Führen Sie das Lötzinn an die Lötstelle, nicht an den Lötkolben. Das heiße Bauteil schmilzt das Lot. Es fließt von selbst in den Spalt und benetzt die Oberflächen. Geben Sie nur so viel Lot hinzu, bis sich ein sauberer, konkav geformter Meniskus bildet.
- Entfernen und Abkühlen: Entfernen Sie zuerst das Zinn, dann den Lötkolben. Halten Sie das Bauteil während des Abkühlens (ca. 3–5 Sekunden) absolut still. Eine perfekte Lötstelle glänzt silbrig (bei bleihaltigem Lot) und zeigt die Konturen des Bauteils.
Profi-Tipp: Nutzen Sie die Schwerkraft. Positionieren Sie Ihre Werkstücke so, dass das flüssige Lot von allein an die gewünschte Stelle fließt.
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FAQ
Ist Weichlöten noch erlaubt?
Ja, Weichlöten ist uneingeschränkt erlaubt. Lediglich die Verwendung von bleihaltigem Weichlot ist durch die RoHS-Richtlinie für kommerziell hergestellte Elektronik stark eingeschränkt. Im privaten Bereich, bei Reparaturen oder für spezielle industrielle Anwendungen darf es aber weiterhin verwendet werden. Ansonsten sind bleifreie Legierungen der heutige Standard.
Wann hart- und wann weichlöten?
Weichlöten ist ideal für temperaturempfindliche Bauteile in der Elektronik und für Installationen wie bei Kupferrohren in Heizungsanlagen (bis 110 °C). Hartlöten wählt man für mechanisch hoch belastete Verbindungen. Diese finden sich zum Beispiel an Stahl- oder Kupferteilen in der Kältetechnik, wo die Lötverbindung deutlich höheren Kräften standhalten muss.
Wie funktioniert das Weichlöten?
Beim Lötvorgang reinigt man zuerst die Werkstoffe, die man miteinander verbinden möchte. Danach trägt man Flussmittel auf, oft als Paste. Anschließend wird die Lötstelle mit einem Lötkolben erhitzt. Sobald die Löttemperatur erreicht ist, schmilzt das Weichlot, fließt in den Spalt und erstarrt zu einer festen Lötverbindung.
Welche Materialien eignen sich zum Weichlöten?
Sehr gut eignen sich Kupfer und Messing fürs Weichlöten. Auch Zinkblech, wie es oft für Dachrinnen verwendet wird. Stahl eignet sich ebenfalls fürs Weichlöten, erfordert aber das passende Flussmittel. Schwierigere Materialien für das Weichlöten wie Edelstahl oder Aluminium benötigen spezielle Weichlote und aggressive Flussmittel, um eine haltbare Verbindung zu schaffen.